Wangener Verein Lichtblick hilft immer mehr Familien aus Mittelschicht
Die Hilfsorganisation zieht eine bedrückende Bilanz aus 2022, in der sich gestiegene Armut und Flüchtlinge widerspiegeln. Was sich im Vorstand geändert hat.
Die Krippenkosten einer alleinerziehenden Mutter, Nachhilfe, Musikunterricht oder auch einen Schulranzen ‐ was also der Verein „Lichtblick ‐ hilft Familien“ 2022 alles finanziert hat ‐ ist vielschichtig. Auf zehn Seiten steht detailliert, für was das Geld der 196 Mitglieder und der im vergangenen Jahr 83 Sponsoren verwendet wird.
Bei der Mitgliederversammlung im Rupert-Neß-Gymnasium wurde außerdem klar: Die Ausgaben steigen, die Fälle werden mehr. Zudem wurde Helga Osterberger, seit 2017 Mitglied des Vorsitzendentrios, verabschiedet. Für sie vervollständigt Alexandra Jacobi für die kommenden zwei Jahre die Führungsspitze um Marion Lang und Anne Martin.
Psychische und materielle Belastungen von Familien nehmen zu
„Beim Verfassen des Jahresberichts wurde mir wieder einmal bewusst, wie viel Kindern, Jugendlichen und Familien wir ein bisschen helfen konnten“, sagte Helga Osterberger. Nach den Corona-Jahren schlossen sich nahtlos Kriegsjahre mit Auseinandersetzungen in der Ukraine und im Nahen Osten an. Die psychischen und materiellen Belastungen von Familien nehmen laut Osterberger zu:
„Besonders betroffen sind die Familien am unteren Ende der Einkommensskala. Zunehmend trifft dies aber auch Familien aus der Mittelschicht.“
Helga Osterberger
Laut dem aktuellen Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbands leben mehr als 20 Prozent, das heißt auch jedes fünfte Kind, in einer von Armut bedrohten Familie. Nicht nur dies, sondern auch die gestiegene Zahl der Flüchtlingsfamilien spiegelt sich in den Anträgen von Lichtblick wider.
Vier Projekte mit Schulen
Von den 82 bewilligten Anträgen kamen 57 aus Wangen, neun aus Isny, sieben aus Leutkirch, drei aus Argenbühl, je zwei aus Achberg und Amtzell und je einer aus Hergatz und Kißlegg. 28 Mal wurden Lern- und Nachhilfe-Projekte finanziert, 18-mal Musik-, Gesangs- und Instrumentenunterricht unterstützt, zehn Mal Betreuungskosten für Tagesmutter, Krippe und Kindergarten übernommen, neunmal in Sportprogramme und achtmal in Schwimmkurse investiert. Hinzu kommen vier Projekte in Kooperationen mit Schulen wie zum Beispiel das Frühstücksangebot an der Martinstorschule oder Weihnachtsgeschenke für die Integrationsklasse an der Berger-Höhe-Schule.
146 Kinder und 129 Familien bekommen Unterstützung
„Wir haben zudem viermal Ferienfreizeiten genehmigt, dreimal tiergestützte Therapien für Kinder mit Einschränkungen“, sagte Osterberger. Auch Haushaltshilfen in Familien, in denen ein Elternteil starb, Klassen- und Abschlussfahrten, Mittagessen für Schulkinder, Schulbedarf, Kleidung und Schuhe, ein Schreibtisch mit Stuhl, eine Zahnbehandlung und ein Trainingsgerät für ein Kind mit motorischen Einschränkungen gehörten zu den Ausgaben. Insgesamt unterstützte Lichtblick im Jahr 2022 146 Kinder und 129 Familien. 95.500 Euro an Einnahmen standen 78.500 Euro an Ausgaben gegenüber.
Beeindruckende 836 Anträge bearbeitet und bewilligt
„Wir sind uns in Vorstand einig, dass es auch weiterhin eine Dreier-Besetzung an der Spitze geben soll“, sagte Vorsitzende Marion Lang. Vorgeschlagen wurde Alexandra Jacobi. Die 54-Jährige ist Mutter dreier erwachsener Kinder. Sie wurde ebenso einstimmig gewählt, wie das restliche Gremium ohne Gegenstimme bestätigt wurde. Vorsitzende Anne Martin ließ die Stationen von Helga Osterberger, die sie als „das sympathische und emphatische Gesicht von Lichtblick“ bezeichnete, Revue passieren und verabschiedete sie mit einem Blumenstrauß und einem Gutschein.
„Ich habe ausgerechnet, dass du in deinen sieben Jahren als Vorsitzende beeindruckende 836 Anträge bearbeitet und bewilligt hast“, sagte Martin. Sie gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge, betonte Osterberger. Sie möchte die gewonnene Zeit für sich, ihren Lebensgefährten und größere Unternehmungen nützen.
Text: Susi Weber, Schwäbische Zeitung
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